Zur Geschichte unserer Kirche bis 1945

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Von der Grundseinlegung haben wir keine Information ...


 

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Logo des ersten Lebuser Amtsblattes
Im März 1993 erschien das erste Blatt der Amtsgemeinde Lebus. Das Titelbild sollte an die Vergangenheit der Stadt anknüpfen. Man fand in der Festrede des Lehrers Brandt zur 700 Jahrfeier der Stadt einen alten Kupferstich, der diesem Anliegen entsprach. Eine stolze Burg, eine Kathedrale mit zwei Türmen, der Fluss im Vordergrund - leider ist das nicht Lebus, wie schon in den 30-iger Jahren festgestellt werden musste.

Noch einmal Fontanes Stimme:

"Die Stadt, so klein sie ist, zerfällt in eine Ober- und Unterstadt. Jene streckt sich, so scheint es, am First des Berges hin, diese zieht sich am Ufer entlang und folgt den Windungen von Fluß und Hügel. Zwischen beiden, am Abhang, und wie es heißt an selber Stelle, wo einst die alte Kathedrale stand, erhebt sich jetzt die Lebuser Kirche, ein Bau aus neuer Zeit..."

Fontane hatte die Stadtpfarrkirche gesehen, die nach dem großen Brand von 1801 neu errichtet wurde. Die Kathedrale aber, von der er erzählt, hat auf dem Schloßberg gestanden. 
Was wissen wir von unserer Kirche?

Schauen wir in die Festrede zur 700 Jahrfeier der Stadt Lebus. Lebhaft wird der Kampf der Thüringer um die Lebuser Burg geschildert. Nach der Eroberung 1225 aber zogen die Heere ab:

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1226

Schnell entstanden wieder die Lehmhütten der Wenden und die Häuser der deutschen Ansiedler. So hatte sich um das Schloss ein kleiner Ort gebildet, der den Namen Lebus führte. Diesem Ort nun verlieh Heinrich I. - aus dem Hause der Piasten - im Jahre 1226 das deutsche Städterecht...

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1241

Nach einer Urkunde vom 12. März unterstützte Heinrich der Fromme den Bau einer Stiftskirche, der St. Adalbertkirche, die der Bischof Heinrich I. im Jahre 1233 zu bauen begann ...

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1245

"Die in der Urkunde Herzog Heinrichs von Schlesien 1241 genannte, dem hl. Adalbert geweihte Kirche ist vielleicht identisch mit der später der Maria geweihten Hauptkirche ...", vermuten die "Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg" (1909).
"Außerdem wird in der Chronik des Bischofs von Posen, Boguphal, eine unterhalb des Schlosses gelegene Peterskirche erwähnt, in der Herzog Mesco 1245 beigesetzt wurde. Über die Zeit der Gründung dieses früher an der Stelle der heutigen Stadtpfarrkirche errichteten Gotteshauses sind keinerlei urkundliche Nachrichten erhalten..."

Zwei Kirchen zumindest werden in der Anfangszeit der Stadt Lebus genannt. Die Peterskirche kann die St. Petri Kirche sein, die auf dem Bild von 1710 links hinter der Burg zu sehen ist (heute Linderstraße, auf oder in der Nähe des Stadtfriedhofes).  Die Kathedrale stand auf dem Berg, in der Nähe der Burg, dem bischöflichem Schloss.
Bischof Johann II. (1383?-1392) verstand es, in anschaulicher Weise, die Situation der alten Kathedrale auf dem Burgberg zu Lebus zu schildern:
"... Denn die Kathedralkirche selbst steht auf dem vorhergenannten Berg ohne Umzäunung. Von keinen Mauern umgeben, entbehrt sie völlig jeglicher Sicherheit und ist stark zerstört und vernichtet, daß weder die Prälaten noch die Domherren, noch die Vikare mit den übrigen Personen, die an derselben Kirche Dienst tun, ohne gewaltige Gefahr für Leib und Besitz bei ihr verbleiben können."
(H. Teichmann "Von Lebus nach Fürstenwalde")

1373

Zerstört wurde die Kathedrale von den Truppen Kaiser Karl IV:

In dieser Zeit regiert in Brandenburg Otto, mit dem Beinamen 'Der Faule'. Dieser verkaufte die Mark Brandenburg an Kaiser Karl IV, der 1373 mit seinem Heer in Brandenburg einrückte.
Otto der Faule setzt ihm Widerstand entgegen. Kaiser Karl war gezwungen Lebus zu belagern. Am 13. Juli langte er vor Frankfurt an und erstürmte am 22. Juli 1373 das Schloss Lebus. Zwei Domherren wurden gefangen genommen und ihre Wohnungen zerstört. Die Stadt samt den umliegenden Vorwerken, Dörfern und Weinbergen wurden verwüstet...
(Brandt, Festrede - ebenso weiter)
 

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1432

Im Jahre 1415 wurde Jan Huß hingerichtet. Als 1432 seine Anhänger, die Hussiten, in die Odergegend kamen, erinnerten sie sich des Bischofs von Lebus, der ja zu den Anklägern des Jan Huß gehörte. buch/bild/huss.gifMit Angst und Schrecken hatten die Lebuser den Verlauf des Kampfes verfolgt.

Da, in den frühen Morgenstunden des 14. April, den Montag nach Palmarum, sahen sie, wie sich die wilden Horden der Stadt näherten. Viele flohen in die Burg. Die Kietzer luden ihr bisschen Hab und Gut auf die Kähne und verschwanden damit in die schützende Wildnis rechts der Oder, ihre ärmlichen Hütten den Feinden überlassend.
(Wie so oft in der Geschichte, was die Kietzer ja dann auch überleben ließ.)
Lange brauchten sie nicht zu warten, da sahen sie ihre Wohnungen in Flammen aufgehen. Alles wurde dem Erdboden gleich gemacht. Kein Stein blieb auf dem anderen. Wie Schlachtschafe wurden die Bewohner zusammengetrieben und an der Kirche vor den Augen des Führers Prokop hingemordet. So wild war dessen Aussehen, dass keiner es wagte um Gnade zu flehen.  Zuletzt wurde die Kirche den Flammen preisgegeben."

Eine schreckliche Geschichte, aber einen sichern Beleg haben wir nicht von ihr.
 

1450

Für das Jahr 1414 ist dann auch die Anwesenheit von Mansionaren (Chorvikaren) an der St.-Marien-Kapelle der ehemaligen Bischofsstadt Lebus urkundlich bezeugt. Die Kapelle befand sich in der unterhalb des Schlosses gelegenen Pfarrkirche... 
Es gab 10 Chorvikare, die einen Präzensor an der Spitze hatten, der nicht selten Generalvikar der Diözese war. Sie hatten die Aufgabe, die Gottesdienste und Gebetszeiten der Dignitäten, die rechtmäßig an der Teilnahme verhindert waren, zu verrichten... Später stellten die Mansionare den Antrag zur Verlegung ihrer Niederlassung an die Marien-Pfarrkirche zu Berlin, was ihnen von Papst Nikolaus V. unter dem Datum des 1. Mai 1450 in Rom auch genehmigt wurde. In der Begründung des Antrags ist u. a. angeführt:
"...der Ort sei zu abgelegen. Es seien wenig Christgläubige zu den Stundengebeten anwesend, ja oftmals fehlten Meßdiener überhaupt beim Altardienst und zudem seien sie schlecht dotiert."
(H. Teichmann "Von Lebus nach Fürstenwalde")
 

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1556

Am 29. Juli tagte eine Synode hier im bischöflichen Schloße.
In dieser Zeit waltete der erste evangelische Pfarrer Andreas Prenzlau (1555-1590)
an der Lebuser Pfarrkirche seines Amtes.

1589
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Grabplatte

In den Jahren 1545 und 1589 wurde die Stadt, der Kietz und das Schloss durch Feuer vernichtet.

Im März 2000 wurden bei Grabungen im Chorraum der Kirche drei Altarfundamente und ein Gewölberaum unter dem hinteren der Fundamente freigelegt.

"Dieser Raum ist aus Ziegeln und Feldsteinen errichtet und nimmt gut die Hälfte der Chorfläche ein.  Frühere Beschädigungen des Gewölbes (aus dem 30 jährigen Krieg, 17. Jahrhundert - ?) wurden durch eingebaute Unterzüge repariert. Dabei wurde auch ein neuer Fußboden verlegt.
Zur Datierung und Funktion des Gewölbes konnten bisher nur Arbeitshypothesen formuliert werden, da keine genauen Parallelen dazu in Kirchen Ostbrandenburgs bekannt sind. 
Möglich ist, daß es sich um eine Gruft handelt, die in nachreformatorischer Zeit nicht ohne tiefgreifende Umbaumaßnahmen am mittelalterlichen Chor und dessen Fundamenten eingebaut wurde. Aus der Verfüllung über der Gewölbedecke stammen zahlreiche mittelalterliche bis neuzeitliche Funde, die aus dem Erdreich ausgesiebt wurden.
Besonders erwähnenswert sind Glasreste der ehemaligen Chorfenster, die wenigstens vier Erneuerungen der Fenster rekonstruieren lassen. Die älteren Gläser sind zum Teil aufwendig bemalt oder beschriftet."
("Zwischenbericht über die archäologische und bauhistorische Dokumentation" von Blandine Wittkopp M.A.)

1633

Von allen Kriegsjahren war das Jahr 1633 das schrecklichste, welches Lebus betroffen. In diesem Jahr ging die Stadt beinahe verloren und es ist als ein Wunder zu betrachten, dass sie wieder erstanden ist. So kamen im November die Arnimschen Völker nach Lebus, plünderten und verbrannten alles und zerstörten die ganze Stadt. Die Arnimschen Truppen, welche Frankfurt belagerten, aber nicht erobern konnten, ließen ihren Unmut in ihren Belagerungsquartieren aus.

Lebus mitsamt der Kirche lag in Schutt und Asche. Pastor Schmoll floh auch vor den anrückenden Kriegsscharen nach der Neumark, wurde aber bei Darmützel von anderem Kriegsvolk rein ausgeplündert, verlor seinen Wagen mit drei Pferden und sein ganzes Habe. Fast nackt kehrte er nach Cüstrin zurück. Jetzt wurde er als Adjunktus nach Schwedt an der Oder berufen, und als Frankfurt/O, welches von den kaiserlichen Truppen noch besetzt war, am 23. Mai 1634 am Freitag vor Pfingsten von den Brandenburgern und Schweden nach einer Belagerung erobert war, kehrte er nach Lebus zurück und verwaltete mit Kummer und Sorgen sein Amt.

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1713
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Lebus um 1719 (Fotomontage)

"Drei Türme gaben um 1710 Zeugnis von einstiger Pracht.  König Friedrich Wilhelm I. befahl diese Türme zum Andenken an das Bistum Lebus zu erhalten.  Da sie jedoch nach einem Blitzschlag 1713 die unten stehende Kirche in Gefahr brachten, mussten auch diese letzten Zeugen großer Vergangenheit abgebrochen werden. Der gebliebene Trümmerhaufen wurde von jedermann als Steinbruch genutzt. Die Umfassungsmauern unserer heutigen Pfarrkirche rühren noch aus jener Zeit her und sind - besonders die Pfeiler zwischen den Fenstern am Rondell neben der Sakristei, wohl aus den Ruinen des alten bischöflichen Schlosses hergestellt."
(Brandt - Festrede)
 

1750

Wir haben das alte, bis 1946 gebrauchte Kirchensiegel begutachten lassen. Demnach handelt es sich im Siegelbild um die Darstellung der Kirche auf dem Fels (Matthäus 16,18) in Verbindung mit dem Gleichnis vom Haus, das auf den Fels gebaut ist.

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altes Kirchensiegel

Die Kirche ist gotisch stilisiert, will also die lutherische Kirche darstellen.
Rings um den Innenrand sind Wolken zu sehen, aus denen die vier Winde blasen.
Der Gottesname in hebräischen Buchstaben steht segnend über der Kirche. 

Diese Ansicht war im 17. und 18. Jahrhundert sehr häufig. Eine Datierung aber ist nicht ganz einfach. Die Umschrift, in lateinischer Sprache gehalten, spricht für eine frühe Entstehungszeit.
Da sie aber eingepunzt ist, nicht gestochen wie im 17. Jahrhundert, spricht für eine Entstehungszeit um 1750.
Damals sind in Preußen viele Kirchensiegel entstanden.

Ob nun an der Kirche im 18. Jahrhundert gebaut wurde und das so mächtige Querschiff schon um 1750 hinzukam, muss hier offen bleiben.
 

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1801

Das 19. Jahrhundert brachte am 8. Mai 1801 eine gewaltige Feuersbrunst,
die in knapp 3 Stunden 73 Gehöfte und die Kirche in Asche legt... 

Aus einer alten Chronik: 

Alle Gebäude auf der nördlichen Seite der Breiten Straße, von der Fähre bis zum Amt, wurden ein Raub der Flammen. Das Pfarrhaus, die Schule, das Spritzenhaus brannten.Man hatte die Kirche aufgeschlossen und ließ die geretteten Möbel, Betten und Kleidung zum Schutz gegen die Flammen hineintragen. Es dauerte jedoch nicht lange, da füllte sich auch die Kirche mit dickem Rauch. Man entdeckte, dass die geretteten Sachen in der Kirche in Flammen standen. Das Feuer war mit den Sachen in die Kirche hineingetragen worden. Jetzt wurde man auch gewahr, dass das mit Holzschindeln gedeckte Dach des Kirchturms durch Flugfeuer in Brand geraten war.Im Verlauf einer Stunde standen Kirche und Kirchturm in hellen Flammen... 

Nur langsam konnte die Stadt wieder entstehen, dazu kam der Krieg 1806, der auch die Franzosen nach Lebus brachte. 

1806

Am 1. November 1806 wurde die Stadt der Plünderung preisgegeben. 

Pfarrer Johann Hardwich, in Lebus von 1808 bis 1837, schreibt über seinen Vorgänger im Amt: 

"Herr Michael A. F. Grust aus Münchehofe in der Mittelmark, ehemals Pfarrer an der Charite in Berlin. Er lebte schlicht und rechtschaffen. Jener Einfall der Franzosen war der ewig denkwürdige Grund seines Todes. Denn der Schrecken über die Franzosen, die in das Haus eindrangen, hat ihn seiner Frau und fünf Kindern entrissen." 

Trotzdem haben die Lebuser in dieser schweren Zeit ihr Gotteshaus neu in der Form, wie es heute vor uns steht, erbaut. Während der Zeit des Wiederaufbaues der Kirche wurde der Gottesdienst in der alten Kapelle auf dem Kirchhof abgehalten. Auf dem Bild von 1710 ist eine St Petri Kirche im Hintergrund zu erkennen! Sie stand in der Lindenstraße, an Rande des Friedhofes und im vorigen Jahrhundert abgebrochen worden. 

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1810
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Grundriss der Kirche von 1810

Am 27. August wurde der Knopf auf dem Turm angebracht, nach anderer Quelle bereits 1807. 

Am 15. März läutet die große Glocke zum ersten Mal.

Am 22. August wird das neue Orgelwerk zu Schiff durch Schiffer Schulz, Müllrose, hergebracht. Orgelbauer Buchholz aus Berlin stellt sie auf. Am 8.11. wird sie durch Organist Wachsmuth von der Oberkirche Frankfurt (O.) abgenommen. 

1810 wurde die Kirche eingeweiht.

"Damals haben unsere Väter keine Mühe und kein Opfer gescheut, als es galt das Gotteshaus zu bauen." 

Die erste Konfirmation hat 1811 in der neuen Kirche stattgefunden.

1870

Im Sommer des Jahres muss am Kirchturm gebaut worden sein. Leider haben wir wenig Nachricht vom Bauvorhaben. Da gibt es aber einem Protokollzettel aus dem Jahre 1904:

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1904

Heute (11. Juli) Nachmittag ½ 5 Uhr wurde die Kapsel geöffnet, welche aus Anlas der Reparatur der Kirchturmspitze dem dort befindlichen Kessel entnommen worden war... 

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Folgendes wurde vorgefunden:
Ein Schriftstück mit der Überschrift: 'Für künftige Geschlechter' von Pastor Marcel vom 18. August 1870; zwei Kriegsdepeschen; ein Exemplar der Neuen Preußischen Kreuz Zeitung; vier preußische Münzen, welche sich vor der Reparatur des Kessels im Jahre 1870 in demselben befunden hatten ... 

Die Reparatur war größer ausgefallen als wir bisher angenommen haben.
Aus den Kostenvoranschlägen und Rechnungen geht hervor, dass sowohl im Kirchdach als auch im Turm der Schwamm gewesen sein muss.  Zuerst wurde der gesamte Dachstuhl des Kirchendaches erneuert. Dabei sind die Dachgauben entfernt worden, die auf einem alten Bild aus der Zeit um die Jahrhundertwende noch zu erkennen sind. Im Jahre 1902 ist die Kirche innen ausgemalt worden und im Jahre 1904 bekam der Kirchturm eine neue Haube (Dach).
Ausgeführt hat diese Arbeit Zimmermann Rudolf aus Lebus. 

Notizen aus der Pfarrchronik von Pastor Kuntze (1918 bis 1945) 
und Pastor Furchtbar (1946 bis 1953):

1919

September: Die durch Streichen der Wände ect. hergerichtete Sakristei erweist sich als ungleich geeigneterer Vereinsraum als das ehemalige Konferenzzimmer der Schule. Ich freue mich herzlich des Erreichten, nun endlich ein geeignetes Vereins - und Sitzungszimmer zur Verfügung zu haben.  Dankenswerterweise stellt uns der Bürgermeister die Bezugsscheine (trotz des Widerspruchs vereinzelter "moderner" Magistratsmitglieder) für 30 Ztn. Preßkohlen und 30 Ztn. Braunkohlen zur Verfügung. 

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1921

Der Erntedankfestaltar, von Frau Schickram wirkungsvoll geschmückt, bot einen prächtigen Anblick. (...) Der schönste Festschmuck aber war die volle Kirche mit den mehr als 800 Kirchgängern.

1926

In schwere Zeit, im Jahre 1811, ist unsere alte Orgel erbaut... "Lobe den Herren" war ihr erstes Lied.

Nun hat sie, altersschwach und reparaturanfällig, einer neuen Orgel weichen müssen...
(5. November) Heute fand die Abnahme durch Professor Blumenthal, Ff/O., statt. Die Orgel mit ihren 27 Registern, 1642 Pfeifen, Jalousien- und Rollschweller, zwei freien Kombinationen und einer automatischen Pedalumschaltung, ist das 144. Werk der Firma Heinze, Sorau. 4.400 Mark der Kosten von 13.000 Mark sind durch die Gemeinde aufgebracht...

Zwei einfache Holzbänke, für die Konfirmation 1950 in der Kirchenruine hergestellt, und ein paar zerbeulte Pfeifen sind von dieser Orgel geblieben.

1927

2. Dezember: Nach mehr als 10jähriger Vorarbeit gelingt es mir endlich die Beschaffung einer Kirchenheizung nach dem System Kori durchzusetzen. Der entsprechende Beschluss der Gemeinde-Vertretung erfolgt einstimmig. Schon Jahre vor meinem Amtsantritt hier waren die beiden alten eisernen Kirchenöfen unbrauchbar...
24. Dezember - Heute am Heiligen Abend ist unsere Kirche zum ersten Male wieder geheizt. Ich begrüße dankbar die neue Kirchenheizung wie ein persönliches wertvolles Weihnachtsgeschenk. Sowohl die Firma Kori hat durch Pünktlichkeit der Lieferung als auch der Bauunternehmer Günter durch den bei der Kälte bis -20?C sehr erschwerten Einbau der Heizung den Dank der Gemeinde verdient... Mehr als 12 Jahre lang war unsere Kirche unheizbar... 

1929

Das war eine Überraschung, als in der Christvesper des Heiligen Abends unsere Kirche im Glanz elektrischer Beleuchtung erstrahlte... 

1931

Am 15. April ist die kleinere der beiden Kirchenglocken, welche gesprungen war, vom Turm herabgenommen ... 

buch/bild/ins-gl1.gifbuch/bild/ins-gl2.gifAus dem Metall dieser alten Glocke ist nun am 9. Mai eine neue Glocke gegossen worden. Trotz größter Einfachheit der äußeren Form, wirkt sie in ihrer Gestalt schlicht und edel. Wenn bei einer Glocke an sich schon jeder äußere Schmuck entbehrlich ist, weil alles auf die Reinheit des Tones ankommt, so soll gerade diese schlichte Einfachheit, dieser kahle, schmucklose Glockenmantel zeugen von dem herben Ernst dieser Zeit und von der Not unseres Vaterlandes. Das ist auch der Grund, weshalb der Gemeindekirchenrat von jeder besonderen Festlichkeit zur Glockenweihe absieht. Die Zeit ist zu ernst, und der Druck zu groß, als dass wir noch Sinn für große Feste hätten...

Vom Pfingstfest dieses Jahres an tut sie nun ihren Dienst; Gott gebe, hinein in die Herzen mit mahnendem Ernst, mit einladender Bitte:

"O Land, Land, höre des Herrn Wort!"

Deutschland aber hörte nicht. 

Diese Glocke hängt heute im Turm der Friedenskirche in Frankfurt (Oder).
Sie hatte den Krieg unversehrt überstanden;
die große Bronzeglocke wurde im Januar 1942 beschlagnahmt und eingeschmolzen.

 

 Evangelische Kirchengemeinde Frankfurt (Oder) - Lebus © 2014