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Chorraum 2001/2005 |
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Christi Himmelfahrt 2005 weihen wir unseren neuen Chorraum ein ...
2000 |
Dem Jubel nach den archäologischen Grabungen im Frühjahr 2000 folgte die Ernüchterung. Der Gemeindekirchenrat traf sich mit den Stadtverordneten unter dem Dach im geplanten Chorraum. "Das ist ja alles sehr schön geworden - aber wie soll es weiter gehen?"
Im September 2000 - großes Treffen auf der Empore der Notkirche: Bürgermeister und Bauamtsleiter im Amt Lebus, Bauamtsleiter des Konsistoriums der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Gemeindekirchenrat und Architekt.
Zum ersten Mal wurde offene Kritik am Konzept am Konzept laut: "Das passt nicht in das Altstadtsanierungsprogramm der Stadt Lebus." Es wird viel geredet.
Am Ende werden drei Schritte verabredet:
- Ausbau der Sakristei (Sanitärräume und Teeküche)
- Schließung des Chorraumes (Fenster und Wände)
- Innenausbau des Raumes (Isolierung und Heizung)
Der Architekt soll die Bauplanung antragsreif ausarbeiten, damit für die Schließung des Chorraumes beim Städtebau-Förder-Programm die Fenster und Wände beantragt werden können. Die Sakristei werden wir in "Eigenleistung" umbauen. Das war im September 2000!
Das "Städtebau Förderprogramm" hat unsere Bauwünsche nicht unterstützen können. Zwei Anträge sind abgelehnt worden (der zweite allerdings ist in den Labyrinthen der Potsdamer Landesregierung verschwunden).
Die alte Sakristei umzubauen war eine überschaubare Aufgabe und nicht so schwer. Die Unterstadt wurde an die Abwasserleitung angeschlossen. Wir hatten also Wasser und Abwasser direkt vor der Tür.
Viele freiwillige Einsätze folgten. Zum Stadtfest 2001 waren die Toiletten schon zu nutzen.
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Noch etwas hat das Treffen im September 2000 deutlich gemacht - unser erstes Modell vom neuen "Gemeindezentrum" in der Kirche reichte nicht aus, um es allen deutlich zu machen, was der Ausbau bedeutet. Wir warben mit Bildern und Zeichnungen, öffneten die Kirche bewusst für Lebus-Besucher, die "Offene Kirche" an den Sonnabenden von Mai bis Oktober wurde zu einer festen Einrichtung.
Die Stadt hatte begonnen, die Schulstraße 7 für das künftige Heimatmuseum zu sanieren. Als sich bei uns nichts bewegen wollte und die Probleme mit unserem Kindergarten zunahmen, begann die Aktion "Steine für den Chorraum".
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2001 |
Grundriss der Sakristei
Den großen Bauarbeiten folgen die kleinen. Im letzten Jahr war nämlich viel Bautätigkeit zu besehen und zu bestaunen: die Funde der Archäologen, besonders der Gewölberaum hat für einiges Aufsehen gesorgt. Was aber ist in diesem Jahr zu sehen?
Das sind die Arbeiten hinter der Tür!
Anfang Mai 2000 wurden Wasser, Abwasser und Gas in die Sakristei gelegt. Damit konnte es losgehen: Fußboden wurde verlegt, Wände gestellt, zum Stadtfest am 20. Mai 2001 konnte die erste Toilette, wenn auch nur im Rohbau, benutzt werden. Die Teeküche konnte dann schon in groben Zügen zur Vorbereitung des Kaffeetrinkens zum Sommerfest genutzt werden.
Daß wir so weit gekommen sind, verdanken wir besonders Jutta und Eckhard Pappelbaum.
Die beiden haben die Fäden in der Hand. Auch alle anderen Mitstreiter wollen wir nicht vergessen: Danke! Nun soll's aber weitergehen und das kostet natürlich. Bisher leben wir von einer großzügigen Beihilfe unseres Kirchenkreises. Langsam wird's aber eng. Jetzt brauchen wir jede Mark. Wir bitten um Ihre Mithilfe, sei es finanzieller oder praktischer Art! Die Redaktion (Gemeindebrief - August/September 2001)
Dieser Aufruf im Gemeindebrief hatte die Arbeiten nicht wesentlich beschleunigen können. Immerhin war soviel Geld in der Kasse, daß wir die Firma Stahnke mit der Installation der Heizung, der Sanitäranlagen und den Fliesenlegearbeiten beauftragen konnten. Nun sind beide Toiletten benutzbar - in der Damentoilette ist auch eine kleine Dusche eingebaut.
Im Juli 2002 übernachteten 18 Jugendliche der Herrnhuter Brüdergemeine bei uns. Sie waren auf dem "Oder-Neiße-Radwanderweg" unterwegs.
»Eine Dusche, eine Dusche ...« nach drei Tagen auf dem Fahrrad war dieser Jubelruf einstimmig. Wenn jetzt noch der Gemeinderaum im alten Chor unserer Kirche fertig wird, dann haben auch solche Gruppen alles beieinander!
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2002 |
Lebus geht wieder mit der Zeit (Gemeindebrief Februar/März 2002)
„Die ehemalige Bischofsstadt Lebus wurde im 2. Weltkrieg schwer zerstört. Die Wunden sind nach mehr als 50 Jahren in der unteren Altstadt trotz immenser privater aber auch staatlicher Aufbauarbeit noch erkennbar. Im Mittelpunkt dieser kleinen unteren Altstadt steht die Stadtkirche mit einem seltenen Kreuzgrundriss des Kirchenschiffes, die ebenfalls stark zerstört wurde.
Der Kirchturm ist in der unteren Altstadt und von den Oderhängen weit sichtbar und markant. Leider ist die ehemalige Kirchturm-Uhr nicht mehr erhalten und das Geld für eine Erneuerung fehlt im Kirchenkreis aber auch in der Stadtkasse.
Aus diesem Grunde wird versucht, durch private Initiative die Erneuerung der Uhren zu erreichen.
Zu diesem wohl löblichen Unternehmen wird zur Mitarbeit, aber insbesondere um finanzielle Sponsoren geworben ...“
Mitte Januar 2002 ist diese Initiative an uns herangetragen worden. Toll, denke ich, so hat bestimmt auch Schmiedemeister Herrmann gedacht, als er nach 1945 die Leitern im stark zerschossenen Turm hinaufgeklettert ist, um die Uhr wieder in Gang zu setzen. Die Lebuser Schuljungen konnten das auch und so gibt es sie heute nicht mehr - unsere Lebuser Kirchturmuhr.
Als wir 1991 den Turm sanieren konnten war auch die Uhr im Gespräch. Nur reichten unsere Mittel schon damals nicht aus und Fördergelder waren dafür nicht vorgesehen.
Der Gemeindekirchenrat hat auf seiner ersten Sitzung im neuen Jahr dieser Initiative zugestimmt. Für uns ist es wichtig, die Bauvorhaben nicht zu verzetteln - die Fenster im Chorraum verlangen grösste Sparsamkeit.
alte Bahnhofuhr
Angestoßen und dann auch organisiert hat diese Aktion Herr Wilke. Er wohnt auf dem Schlossberg und hat seit Jahren den Wunsch, wieder die Turmuhr zu sehen und ihr Schlagwerk zu hören.
Nach der Sanierung des Kirchturms 1992 brachte er uns eine alte Bahnhofsuhr. Sie wollte er bis zur Anschaffung einer richtigen Turmuhr in das Rundfenster gestellt haben, als Ansporn gewisermassen (Bild rechts - die Uhr am Lichtmast).
Sie hatte nicht gepasst. Nach seiner Pensonierung hat er das Projekt entwickelt und in Bernhard Richling einen Mitstreiter gefunden. Gemeinsam haben sie Kostenangebote eingeholt, am Ende die Firma Büttner für das Vorhaben gewonnen. Innerhalb eines halben Jahres war das Geld gesammelt.
Am 5. November ist die neue Uhr an den vier Seiten des Turmes montiert. Einen Tag später dann sind auch die elektrischen Arbeiten abgeschlossen.
Am 8. Dezember wird die neue Uhr feierlich in den Dienst genommen.
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2002 bis 2004 |
Zwei Jahre lang wacklige Fußbodenbretter im Chorraum unserer Kirche, das ist genug!
Geld, das zu ändern, haben wir nicht! Aber sollen wir nun jammern und klagen?
- Wir machen Steine
für unseren neuen Gemeinderaum in der Kirche ...
- die Formsteinwerkstatt des Wichernheims hat den Ton
und die Formen und den Fachmann, der es uns erklärt ...
- wir haben unsere Hände
und die Liebe zu unsere Kirche und die Fantasie ...
- in gut einem Jahr wird dann
Ihr / Dein / Mein Stein ein Teil unserer Kirche sein ...
Die »Steine-Aktion« hat uns drei Jahre lang in Atem gehalten. Zwei Sommerfeste, zwei Konfirmationen, vier Hochzeiten, 22-mal "Offene Kirche", Gruppenaktionen von der Freitagsrunde, Besuchergruppen aus Frankfurt(O), Berlin, Brandenburg...
... nicht gezählt haben wir die Fahrten nach Frankfurt, um den Ton zu holen (und nasser Ton ist schwer), die Fahrten, um die Rohlinge zum Brennen zu bringen, das Abholen der fertigen Steine, die Fotoarbeiten, das Sortieren, stapeln und ...
Drei Jahre Mühe und Arbeit - aber gerade das hat uns geholfen die Wartezeit, die Monate und Jahre zu bestehen, in denen sich nichts bewegen wollte. Und wir haben jetzt 331 Steine in unserem Fußboden, die wir kennen, die wir benannt haben, in die wir Wünsche, Hoffnungen, Erinnerungen oder einfach unser Gebet eingegraben haben.
(Sollten einmal Archäologen in kommenden Jahrhunderten diesen Fußboden untersuchen, wird er ihnen so manche Frage stellen.)
Im September/Oktober 2004 wurde der Fußboden von Dieter Andrejewski und Andreas Bonack (Firma Bernd Scheffler) verlegt. Auf einem Plan wurde die Lage jedes einzelnen Steins festgehalten, so daß er ohne große Mühe im Boden wieder zu finden ist.
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2003 |
Fenster für den Chorraum
Drei Jahre lang haben wir geworben, gebettelt und gespart - nun ist auch etwas zu sehen - und das ist gut. Nach 53 Jahren wird der alte Chorraum wieder Fenster bekommen. Es sind keine gotisch-schlanken, wie sie noch 1950 als Ruinenfenster auf den Konfirmationsbildern erkennbar.
Viel hat sich verändert.
Es gibt keinen Kirchplatz mehr - dafür aber den "Bischofsplatz".
Überhaupt hat sich die Lebuser Unterstadt herausgeputzt. Die Schulstraße ist neu aufgearbeitet und mit Kopfseinpflaser bis zur Oderstraße verlängert worden. Auch die Fläche um die Kirche herum ist neu gestaltet.
Nach Abschluß dieser Arbeiten wirkte der Chorraum mit seinem freischwebenden Dach von Außen merkwürdig hohl und unfertig.
Zum Weihnachtsfest 2003 ist der neue Raum geschlossen. Lange haben wir gebraucht - dieser Weg aber war für und sehr wichtig.
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2004 |
Der Fußboden und was dazu gehört
Im Januar helfen uns Jugendliche, die am Museum in der Schulstraße 7 arbeitet, bei vorbereitenden Arbeiten zum Fußbodenaufbau. Sie entfernen die Bretter, die wir nach den archäologischen Grabungen im Frühjahr 2000 als behelfsmäßigen Fußboden ausgelegt haben und bringen die Unterplatte (Sauberschicht oder Sole) ein.
Danach wird die Decke isoliert und mit Platten geschlossen. Anfangs wollten wir das selbst machen. Aber dann haben uns Fachleute etwas von Dampfsperre und Hinterlüftung erklärt. So haben wir diese Arbeit doch zwei Experten anvertraut.
Ostersonntag feiern die Kinder ihren Kindergottesdienst im neuen Raum auf rohem Beton. In der Woche nach dem Fest, noch im April verlegt die Firma Manfred Sprenger die Fußbodenheizung und den Estrich. Fünf Radiatoren sollen bei plötzlichem Temperaturwechsel für ausgeglichenes Raumklima sorgen. Das sind die fünf Gitterkästen entlang der Wände im Fußboden.
Die Mauer zur Begrenzung des Eingangs zum Gewölberaum wird von der Firma Zietlow aufgeführt. Die Steine im Klosterformat sind, wie auch unsere Fußbodensteine, in der Formsteinwerkstatt hergestellt worden. Diese Mauer wird später mit einem Sitzbrett und Geländer versehen, das auch als Rückenlehne dient.
Im Juli beginnt die Firma Scheffler mit der Einfassung des Fußbodens, der Treppe zum Gewölberaum und zur Teeküche. Im September sind die letzten Steine, vom Pilgerweg am 29. Juni 2004 gefertigt, dann auch gebrannt. So können sie nach Plan verlegt werden. Jetzt sind auch die Altarstandorte der Vorgängerkirchen, welche durch die Grabungen im Jahr 2000 gestimmt wurden, gut sichtbar (Das sind die dunklen Steine im Boden).
Die Installation der Elektrik hat das ganze Jahr über die Firma Ekkehard Tillack in der Hand, abgestimmt mit den einzelnen Gewerken. Vor der Anbringung der Lampen ist noch Malermeister Riesner (Frankfurt/O.) am Werk, die Decke und die Tür zur Teeküche zu streichen. Er hatte ja schon 1995 die Kirche renoviert.
Am Bußtag 2004 findet der erste Gottesdienst (abgesehen von den Kindern zum Osterfest und am Erntedanktag) im neuen Chorraum statt.
Am Heiligen Abend dankt der Gemeindekirchenrat für den neuen Raum, indem er das Modell an die Krippe nehmen den Altar stellt.
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2005 |
Entwurf - Notkirche
50 Jahre "Notzeitkirche" Lebus
Eine keine Handzeichnung im Pfarrarchiv zeigt den Grundriss unserer Kirche. "Kirchenruine in Lebus" steht da zu lesen. Dick umrandet der Westteil des Langschiffes, darunter steht: "Notkirchen-Raum" und "Frankfurt-Oder, 26.8.1950 Joh. Tuchenhagen, Baumeister".
So hat es angefangen nach der Zerstörung 1945.
Als nach 1990 der Osten Brandenburgs neu entdeckt wurde, da war es Dr. Teller in seinem Buch: "Die Kirchen im Oderbruch", der unserer Kirche einen Namen gegeben hat. In den "Kunstdenkmälern" hatte er von einer "Marienkirche" in Lebus gelesen, Stadt- oder Pfarrkirche schien im zu einfach.
Warum nennen wir sie nicht einfach "Notkirche"? So hält unsere Kirche die Erinnerung wach, dass es sie gab, die Notzeit. Das war ja nicht einfach schlechte oder böse Zeit. Diese Zeit gehört zu den Wurzeln, die uns heute nähren.
Baumeister Tuchenhagen hat uns mit seiner Skizze eine wichtige Mitteilung hinterlassen. Dort wo das Langschiff in das Querschiff übergeht, wird der neue Ostgiebel des Notkirchen-Raumes eingebracht. An diese Giebelwand stellt er den Altar, also wieder gen Osten, wie es in alten Kirchen üblich. „Ex oriente lux“ – vom Osten kommt Licht – das soll wohl so sein.
Plakette zum Kirchweihfest
Dann kam es doch ganz anders.
1955 steht der Altar im Westen. Sicher bot sich dieser Platz aus ganz praktischen Gründen an, war doch an dieser Stelle ohnehin eine Wölbung, in der die Orgel vor ihrer Zerstörung stand. Allein praktische Gründe aber können es nicht gewesen sein. Der Wiederaufbau sollte doch mehr sein als ein vorübergehender Notbehelf. Hatte sich die Einwohnerzahl von Lebus nach dem Krieg mehr als halbiert, so war auch die Christengemeinde klein geworden und hat auch in der Auseinandersetzung mit der neuen Religion, dem Atheismus der DDR, nicht mehr wachsen können.
Der Abbruch alter Tradition und die Suche nach neuer Identität spiegelt sich in der Gestalt unserer Lebuser Kirche. Sie ist nicht einfach eine schon früh "gewendete" Kirche, auch wenn in den vierzig sozialistischen Jahren zwar nicht gerade "lux", aber doch geschwisterliche Verbundenheit, Solidarität und nicht zuletzt Geld kam.
Otto Bartning, ein Architekt aus jenen Tagen, ist der Vater der "Notkirchen" in Deutschland. Seine 48 Notkirchen haben mehr als nur Baugeschichte geschrieben. Er hat, als das große, von der Ökumene getragene Projekt abgeschossen war, im Rückblick geschrieben:
»die Notkirche (ist) nicht notdürftiger Behelf sondern neue und gültige Gestalt aus der Kraft der Not ...« Auch wenn die Kirche in Lebus nicht eine der berühmten 48 Notkirchen ist, so ist sie doch in diesem Geist aus den Trümmern erbaut.
Danke
Christi Himmelfahrt Am 5. Mai 2005, feierten wir die 50. Wiederkehr der Kirchweihe unserer Lebuser "Notzeitkirche". Eine Plakette, Architekt Töpfer hat sie gestaltet, erinnert an dieses Fest. Keine leichte Aufgabe, lässt sich doch unsere Kirche nur schwer fotografieren.
Das jetzt so niedrige Querschiff mit seinem Kreuzgang und dem neuen Chorraum scheuen, hinter den Bäumen versteckt, die Kamera.
Der Blumenstrauß in der Kirchenbank ist ein Dank an alle, die sich in den Jahren um ihre Kirche gemüht haben.
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