(Fortsetzung vom letzten Brief - August/September 2007)
Bei seinem Aufenthalt in Rom hatte Adalbert Freundschaft mit Kaiser OTTO III. geschlossen, die Zeit bis zu seinem Aufbruch nach dem Osten war er in Mainz im Umfeld des Kaisers tätig.
Tod als Märtyrer
Danach verließ Adalbert erneut seine Zuflucht und ging als Missionar nach dem Osten, wo er glaubte seiner eigentlichen Bestimmung folgen zu können. Polenherzog Boleslaw I. Chrobry (der „Tapfere“) leistete tatkräftig Unterstützung bei seinen Missionstätigkeiten. So zog Adalbert predigend und taufend durch das Land. Die letzte Missionsreise in Ostpreußen war nur von kurzer Dauer und auch ziemlich erfolglos: Schon nach wenigen Monaten, am 23.4.997, wurde Adalbert in Tenkitten bei Fischhausen im Samland, dem heutigen Primorsk in Russland) am Frischen Haff von den heidnischen Pruzzen überwältigt, von einem Götzenpriester mit einem Ruder niedergeschlagen, sieben Mal von Spießen durchbohrt und enthauptet.
Aug. Werner schreibt:
„Einige Zeit nachher folgte Adalbert der Einladung des Herzogs Boleslaw von Polen und unternahm eine neue Bekehrungsfahrt. Auf der Weichsel hinab fuhr er nach Danzig und setzte von hier aus seine Reise nach Preußen und dem Samlande fort, überall predigend, lehrend, ermahnend, taufend. Längst hatte er die ihm mitgegebenen Bewaffneten zurückgesendet und landete nun mit seinen Gefährten Gaudentius und Benedikt auf einer Insel am Ausflusse des Pregels, um auch hier den heidnischen Bewohnern das Christenthum zu verkündigen. Schon der erste Versuch misslang, jedoch den zweiten musste er im Jahre 997 mit seinem Leben bezahlen; ein wilder heidnischer Priester stieß ihm seinen Speer durch die Brust.“
Die Legende sagt, daß ein Adler den Leichnam Adalberts bewachte. Sein Verehrer, der Herzog Boleslaw, gab sich alle erdenkliche Mühe, seine Gebeine den Händen der Heiden zu entreißen, er konnte sie schließlich gegen ein hohes Lösegeld freikaufen und nach Gnesen holen, von wo sie Herzog Brzetislaw 1038 nach Prag überführte.
Boleslaw I. ließ die Gebeine zunächst in dem um 1000 erbauten Dom in Gnesen bestatten, wo sie Kaiser OTTO III. 1000 aufsuchte und über Adalberts Grab das Erzbistum Gnesen weihte.
Das bisher zum Erzbistum Magdeburg gehörige Bistum Posen, zu dem auch das Lebuser Land gehörte, wurde aufgehoben; dem neuen Erzbistum Gnesen wurden 3 Suffragane zugeordnet, als Bischöfe setzte OTTO III. deutsche Bischöfe ein. (Pommern mit Kolberg u. Bischof Reinborn, Krakowien mit Sitz Krakau und Bischof Popo u. Schlesien mit Bischofssitz Breslau) Boleslaw Chrobry erhielt den Titel „Amicus et socius imperii Romani“ = „Freund und Bundesgenosse“.
Ehrung, Heiligsprechung, Feier- bzw. Gedenktag:
999 wurde Adalbert von Prag durch den Papst Sylvester II. heilig gesprochen
1039 wurden die Gebeine Adalberts im Prager Veitsdom endgültig bestattet.
Adalbert galt als Apostel der Pruzzen, wurde zu Preußens Patron, ist der Glaubensbote Ungarns.
Am 23. April wird das Adalbertsfest begangen: katholisch ein Heiliger Tag (kein allgemein gebotener Heiliger Tag); in der evangelischen Tradition ist der 23. April ein Gedenktag.
Als Gedenktag geboten war/ist? der 23. April in Berlin, Görlitz, in Prag und Lebus.
Die nach der Gründung des Bistums Lebus um 1124/25 dem Adalbert geweihte Domkirche auf dem Schloßberg von Lebus wurde 1236 zum 1. Mal erwähnt, vermutlich aber hatte es dort vorher eine Kapelle des heiligen Adalbert gegeben, die darauf zur Kathedrale erweitert wurde. 2003 konnte B. Wittkopp ihre Grundmauern archäologisch feststellen und die Lage bestimmen.
In Polen wird Adalbert als Nationalheiliger verehrt. In Tentikken (heute Primorsk) war 1831 ein Adalbertkreuz errichtet, das 1945 zerstört, zum 1000. Jahrestag 1997 wieder erneuert wurde.
A. Werner schrieb 1874 in „Helden der christlichen Kirche“:
„Dem Erzbischof Adalbert gebührt der Ruhm, den wilden und heidnischen Preußen und Sarmaten die erste Botschaft vom Evangelium gebracht zu haben. Es war ein hochherziger, jedoch etwas übereifriger Priester, welcher das große Wagnis übernahm.“
Geboren in Tschechin, geschult in Magdeburg, Freund Kaisers OTTO III. und des Polenherzogs Boleslaw Chrobry, Bischof in Prag, Täufer des Ungarnkönigs Stephan, Missionar bei den Polen, Ungarn und Pruzzen kann man heute als einen Vorläufer des europäischen Gedankens bezeichnen, ein Brückenbauer zwischen West und Ost, könnte er für das vereinte Europa von heute als Symbolfigur dienen, ebenso wie OTTO III. der mit der 'renovatio imperii Romani' die Vision eines christlichen Europa in Fortsetzung des Römischen Reiches mit Zentrum Rom hatte.
Zusammengestellt am im Juli 2007 |
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